[LEERES_AUDIO] Herzlich Willkommen zurück, meine Damen und Herren. Wir sind im Modul, der Zeitwert des Geldes. Und wir haben ja ganz zu Beginn verschiedene Gründe für den Zeitwert des Geldes kennengelernt. Sie erinnern Sich, da haben wir erstens die Konsum- oder reine Zeitpräferenz genannt. Zweitens haben wir von Unsicherheit und Risikoaversion gesprochen. Und drittens hatte ich das Thema Inflation erwähnt. In der jetzigen Lektion geht es diesen Unsicherheits- und Risikoaspekt. Den möchte ich Ihnen mit folgender Graphik gleich mal veranschaulichen. Die Entscheidungssituation, die wir jetzt schon mehrmals betrachtet haben, ist ja folgende: Ich stehe heute hier. Und ich habe einen Cashflow, oder Cashflows, die in der Zukunft passieren, zu bewerten. Und wir haben erfahren, aha, ja, damit ich diese Cashflows der Zukunft mit der Gegenwart vergleichbar machen kann, muss ich sie diskontieren. Schon allein deswegen, weil sie in der Zukunft passieren. Und wir aufgrund der reinen Präferenz für den Konsum jetzt, die in der Zukunft einfach nicht so viel Wert sind. Also, die Zukunft hat noch etwas anderes an sich. Die Zukunft an sich, dass sie typischerweise unsicher ist. Diese Cashflows könnten größer oder kleiner sein. Darum male ich auch hier ein Fragezeichen oben dazu. Wir müssen also eigentlich davon ausgehen, dass es sich hier nicht einfach fixe Cashflows handelt. Sondern erwartete Cashflows, die ich schätzen kann. Und ich spreche so abstrakt von Cashflows. Aber Sie können das in Ihren Kontext ganz passend einsetzen. Denken Sie beispielsweise an Ihre Entscheidung, ob Sie eine Weiterbildung machen wollen oder nicht. Sie wissen, was die Weiterbildung heute kostet. Aber Sie wissen nicht ganz sicher, was Sie Ihnen in Zukunft bringen wird. Die Hoffnung ist, dass Sie nicht nur was lernen und es ist spannend, sondern Sie machen auch einen Karrierefortschritt, der dann vielleicht im engeren Sinn, monetär gemeint, auch mit einem Saläranstieg verbunden ist. Aber das könnte mehr oder weniger sein, da gibt es also Unsicherheit. Und das Investment, das Sie heute tätigen in Ihre Weiterbildung abzuwiegen, gegen diese Vorteile, die in der Zukunft kommen, müssen wir diese Unsicherheit auch berücksichtigen. Tatsächlich diskontieren wir also nicht einfach irgendeinen fixen Cashflow. Sondern einen erwarteten Cashflow, der in der Zukunft passiert. Das schreibe ich auch nochmals her, damit wir die Terminologie haben. Es geht eigentlich erwartete Cashflows, die man oft mit e für expectation, oder eben Erwartung abkürzt. Und die können wir genau so diskontieren, wie bis jetzt. Wir können Sie durch eins plus k dividieren. Aber zu berücksichtigen ist eben jetzt, dass diese Cashflows ein bisschen unsicher sind. Konkret ist es so, dass wir diese Cashflows mit einem sogenannten risikogerechten Diskontsatz behandeln müssen. Wir können nicht einfach so tun, dass die fix kommen. Sondern die haben eine gewisse Schwankungsbreite. Und wir Menschen haben typischerweise Unsicherheit nicht so gerne. Daher ist uns etwas, was unsicher ist, auch weniger Wert. Man spricht davon, dass man zusätzlich zum risikofreien Zinssatz, der für das bezahlt wird, was fix ist, noch einen Risikoaufschlag zu berücksichtigen hat. Wenn wir also einen fixen Cashflow, der in der Zukunft passiert, beispielsweise mit zwei Prozent diskontieren- einfach weil wir die Zukunft nicht so schätzen, wie die Gegenwart- dann würden wir einen riskanten vielleicht mit vier, fünf oder noch mehr Prozent diskontieren, zu berücksichtigen, dass der Cashflow eben eine Unsicherheit birgt. Und uns daher weniger Wert ist, als ein vergleichbarer erwarteter sicherer Cashflow. Wenn wir mehr diskontieren, nach dieser Logik her, dann ist natürlich ein solcher zukünftiger Cashflow auch heute weniger Wert. Das gilt für einzelne Anlagen, aber das gilt auch ganz konkret, wenn man sich jetzt zum Beispiel anschaut, Aktien im Vergleich mit Anleihen. Schauen Sie sich mit mir gemeinsam die folgende Graphik an. Ich habe Ihnen hier mitgebracht, die Entwicklung von Aktien und Anleihen in der Schweiz seit 1925. Und was wir in dieser Graphik sehen, sind gleich mehrere Dinge. Wir werden die Graphik auch in verschiedenen Lektionen noch kennenlernen. Für jetzt mal ist relevant, dass sich die Aktien zwar insgesamt auf ein höheres Niveau entwickelt haben, aber auch mit mehr Fluktuation, mit mehr Schwankung das erst erreicht haben. Die waren also riskanter, haben aber auch zu einem letztlich höheren Niveau geführt. Und das ist ja auch irgendwie ganz natürlich, wenn Sie für sich überlegen, ja, bin ich bereit, in Aktien, statt in Anleihen zu investieren, vielleicht sogar in Staatsanleihen zu investieren. Ja, dann müssen Ihnen die Aktien ja eine höhere Rendite bringen. Sonst wären Sie ja nicht bereit, dort zu investieren. Das ist quasi die Kehrseite der Medaille, wenn es das Diskontieren geht. Aktien haben dieses Risiko etwas stärker drinnen, als es die Anleihen haben. Daher müssen Sie auch eine höhere Rendite bringen, damit überhaupt irgendjemand dort investiert. Ganz konkret kann ich Ihnen sagen, schaut es wie folgt aus: Aktien haben im langen Zeithorizont etwa 7,8 Prozent rentiert, hier in der Schweiz. Bonds, Anleihen etwa 4,4 Prozent. Noch immer ordentlich, aber weniger. Es gibt auch Zeiten, in denen Anleihen sich besser entwickelt haben als Aktien. Das ist kein Naturgesetz, dass es immer im Beratungswert besser ist, in Aktien zu investieren. Aber über diesen ganz langen Zeithorizont ist es so. Jetzt sehen Sie auf der Graphik aber noch eine dritte Linie, nämlich die sogenannte Inflation. Was das ist, und wie das die Einschätzung der Wertentwicklung beeinflusst, das schauen wir uns in der nächsten Lektion an. Bis dann.