[LEERES_AUDIO] Herzlich Willkommen zurück, meine Damen und Herren. Wir sind im [UNVERSTÄNDLICH] Finance im Alltag beim Thema der Zeitwert des Geldes. Wir haben uns bis jetzt zwei Gründe angesehen für den Zeitwert des Geldes. Erstens, die pure Konsum-, oder pure Zeitpräferenz. Zweitens, die Rolle des Risikos. Jetzt schauen wir uns an, was die Inflation für eine Rolle spielt. Sie haben ja sicher schon vom Begriff Inflation gehört. In dieser Lektion werden wir das ein bisschen näher kennenlernen. Ich habe Ihnen zur Motivation zunächst nochmals die Graphik mitgebracht, die wir uns schon gemeinsam angesehen haben. Die Wertentwicklung von Aktien und Bonds in der Schweiz. Das könnte man übrigens auch für andere Länder zeichnen. Aber, für die Schweizer [UNVERSTÄNDLICH] haben wir den Vorteil, dass wir eine lange Zeitreihe haben. Und wir haben gesehen, die Aktien haben etwa 7,8 Prozent im Durchschnitt rentiert. Die Bonds etwa 4,4 Prozent. Das war eine nominelle Wertentwicklung. Noch nicht nach Berücksichtigung von Inflation. Was ist Inflation? Inflation bedeutet, dass es zu anhaltenden Preissteigerungen kommt, was zu einer Minderung der Kaufkraft des Geldes führt. Ist irgendwie logisch, oder, wenn Sie 1000 Euro haben, und nächstes Jahr steigen die Preise für das, was Sie kaufen wollen, dann können Sie sich für die 1000 Euro nächstes Jahr weniger kaufen, als jetzt. Es gibt ganz extreme Beispiele von Inflation. Beispielsweise im Jahr 1923 in Deutschland passierte eine der schlimmsten Hyperinflationen jemals. Damals war es so, im Juni 1923 hat ein Ei etwa 800 Reichsmark gekostet. Im Dezember des selben Jahres mussten Sie über 300 Milliarden Reichsmark bezahlen. Eine unglaubliche Entwertung des Geldes. Und Sie sehen es hier auf diesem Bild, Kinder spielen mit Geldpaketen. Das Geld war praktisch nichts mehr Wert. Hoffentlich kommt es nie wieder zu so einer extremen Inflation. Trotzdem lohnt es sich aber, die Rolle der Inflation beurteilen zu können. Aus zwei Gründen. Erstens, weil Sie als Anleger für Ihre private Vorsorge beispielsweise wissen müssen, ja, wieviel Kaufkraft habe ich denn eigentlich noch, erwartungsgemäß. Und zweitens hilft es uns auch zu verstehen, wie sich die Zinsen denn entwickeln. Und warum die Zinsen in manchen Ländern höher sind als in anderen. Schauen wir uns das doch gemeinsam ein bisschen näher an. Insbesondere möchte ich mit Ihnen jetzt gemeinsam herleiten, die Überlegung, dass der nominelle Zinssatz, oder die nominelle Rendite, die Sie auf eine Anlage machen, ungefähr entspricht der realen Rendite, dem realen Zinssatz, plus der erwarteten Inflation. Das klingt vielleicht aufs Erste entweder sehr logisch oder sehr kompliziert. Jedenfalls werden wir uns damit beschäftigen, jetzt gerade, woher kommt denn das. Dazu lade ich Sie ein, mit mir gemeinsam folgende Überlegung zu machen. Angenommen Sie haben 100 Franken zur Verfügung. Und diese 100 Franken können Sie einsetzen, beispielsweise einen finanziellen Assett, eine Aktie zu kaufen, das Geld aufs Sparbuch zu legen. Jedenfalls machen Sie darauf einen Zins von i Prozent, i für Interest, zum Beispiel vier Prozent. Das ist die eine Anlagemöglichkeit, die Sie haben. Die andere Möglichkeit ist es, dass Sie die 100 Franken hernehmen und die sozusagen real investieren. Sie kaufen sich Saatgutsetzlinge für Tomaten, die pflanzen Sie ein. Aus denen gewinnen Sie einen gewissen Ertrag. Aus den 100 Franken, die Sie jetzt Setzlinge investieren, werden 100 Mal eins plus r. Ich schreibe das r hierher, für realen Zins. das ist ja wirklich ein reales Investment, was Sie hier machen. Die pflanzen Sie ein, und dann kommen die Tomaten raus, und die können Sie verkaufen. Und so machen Sie einen Ertrag. Wenn Sie das gehegt und gepflegt haben. Jetzt gibt es natürlich die Möglichkeit, es kommt Hagel und Gewitter. Die Vorstellung ist, wir machen ein Investment auf der linken Seite. Zum Beispiel die Aktie, die ein ähnliches Risiko hat, wie das Investment hier in die Tomaten. Ich habe davon gesprochen, dass Sie die Tomaten dann verkaufen werden. Es wird also auch eine Rolle spielen, was Sie für das Preisniveau von Tomaten nächstes Jahr erwarten. Das Preisniveau wird sich eben rauf und runter verändern, je nach Inflation. Das haben wir ja als Begriff der Inflation kennengelernt. Wenn Sie beispielsweise eine zweiprozentige Preissteigerung von Tomaten erwarten, dann werden Sie das schon heute berücksichtigen bei der Anlage. Aha, nächstes Jahr habe ich nicht nur den Ertrag, klein r. Sondern Ich bekomme auch noch die Preissteigerung, nämlich die Inflation, die erwartete Inflation. Und die schreibe ich mit π e her. Das hat sich einfach so eingebürgert. π als Begriff für Inflation, und e, die Erwartung zu kennzeichnen. Im Gleichgewicht, im Markt müssen diese beiden Seiten eigentlich gleich sein. Denn nur dann ist der Markt eben im Gleichgewicht. Wenn das eine viel größer ist, als das andere, wenn zum Beispiel die Tomaten viel mehr Ertrag abwerfen, als Sie anderswo bekommen würden, dann würden alle in Tomaten investieren. Das würde aber zu einem Ansteigen des Zinssatzes auf anderen Anlagen, nämlich auf der linken Seite führen, und so weiter und so fort. So wird es also im Gleichgewicht so sein. Jetzt können wir die Formel noch etwas vereinfachen. Erstens können wir auf der linken Seite und auf der rechten Seite das 100 streichen. Andererseits können wir die rechte Seite ausmulitplizieren. Ich schreibe das nochmals her. Hier haben wir eins plus i auf der linken Seite, das bleibt gleich. Auf der rechten Seite haben wir dann eins plus r plus π e plus r mal π e. Haben wir einfach ausmultipliziert. Und dann können wir noch auf der linken und auf der rechten Seite jeweils das eins streichen. Sie erinnern sich, wie das funktioniert in der Mathematik. Wir haben also jetzt gezeigt, der nominelle Zinssatz, der auf der linken Seite steht, entspricht dem realen Zinssatz. Plus die erwartete Inflation. Plus noch diesem r mal π e-Teil hinten dran. Das sind zum Beispiel klein r zwei Prozent ist, und π e auch nochmals zwei Prozent ist, dann ist das ja eine sehr kleine Zahl. Das wird also ungefähr null sein, wenn der Zinssatz und die Inflation niedrig ist. Und wenn das so ist, dann haben wir jetzt gemeinsam das hergeleitet, was auf der obigen Linie steht, nämlich, dass der nominelle Zinssatz ungefähr gleich dem realen Zinssatz plus der Inflation ist. Sie brauchen natürlich jetzt die Herleitung sich nicht für immer und ewig in dieser Herleitungsform zu merken. Aber die ökonomische Intuition, die dahinter steht, ist, glaube ich, noch sehr nützlich zu haben für Sie, auch wenn Sie in die Medien schauen und darüber nachdenken, ja, welche Rolle spielt denn Inflation jetzt eigentlich. Ihr Verständnis zu überprüfen, zum Zusammenhang von nominellen, realen Zinsen und der Inflation, habe ich Ihnen folgende Frage mitgebracht. Ja, das war ein bisschen eine Trickfrage, da war plötzlich die Rede von Deflation, nicht von Inflation. Aber ich hoffe, Sie haben gesehen, das was man mit der Inflation berechnen kann, kann man auch umgekehrt eigentlich gleichermaßen mit der Deflation machen. Aber historisch gesehen haben wir die meiste Zeit eigentlich etwas Inflation gehabt. Es gab auch deflationäre Perioden. Und jetzt ist auch ein bisschen momentan gerade so die Befürchtung, dass vielleicht irgendwann Deflation für längere Zeit eintritt. In manchen Ländern ist sie auch schon da. Historisch aber hatten wir viel Inflation. Das heißt, wir müssen eigentlich bei der Berücksichtigung, der realen Wertentwicklung, diese auch mit einrechnen. Und das können wir jetzt nochmals mit dieser Graphik machen, die Sie schon kennen. Wo wir die Entwicklung von Aktien und Bonds drauf haben. Was ist denn jetzt real wirklich rausgekommen? Nun, statt den 7,81 Prozent bei den Aktien, gab es eben, real gesehen, nach Berücksichtigung der Inflation, eine reale Rendite von etwa 5,66 Prozent. Die Inflation war etwa zwei Prozent im Durchschnitt über all die Jahre. Die Anleihen hatten ja nominell etwa 4,4 Prozent rentiert. Real gesehen, 2,31 Prozent nach Berücksichtigung der Inflation. Noch immer ist es so, Aktien haben besser performed als Anleihen. Aber beide sind auf etwas niedrigerem Niveau, wegen der Inflation gewesen. Es lohnt sich also für Sie, zu verstehen, was Inflation ist. Das haben wir jetzt gemacht. Welche Rolle sie spielt. In der nächsten Lektion werden wir das hier gelernte Wissen nochmals näher anwenden, allgemein die Entwicklung des Zinsniveaus zu diskutieren. Bis dann. [LEERES_AUDIO]