[LEERES_AUDIO] [MUSIK] [MUSIK] [MUSIK] Eine Möglichkeit, wie jeder bei hydrologischen Projekten mitmachen kann, ist mit Hilfe von Bürgerwissenschaftsprojekten. Bürgerwissenschaftsprojekte sind Forschungsprojekte, wo Laien mit Forscherinnen und Forschern zusammenarbeiten. Es gibt zum Beispiel das Projekt "crowd water", welches ein hydrologisches Bürgerwissenschaftsprojekt ist. Bei "crowd water" sammeln die Laien verschiedene Daten, zum Beispiel Wasserstand, Abfluss und Bodenfeuchte. Diese Daten können weltweit mit Hilfe von einem App gesammelt werden. Langfristig wollen wir diese Daten verwenden, um die hydrologische Modellierung zu verbessern. Das heißt, wir können dann vielleicht Vorhersagen, wie Hochwasservorhersagen die zusätzlichen Daten verbessern. In "crowd water" wird der Abfluss abgeschätzt, indem er aufgeteilt wird in die einzelnen Komponenten Breite, Tiefe und Fließgeschwindigkeit des Flusses. Diese Größen sind verglichen mit dem Abfluss einfacher zu messen, weil diese in Meter, beziehungsweise in Meter pro Sekunde gemessen werden. Und der Abfluss, der wäre in Kubikmeter pro Sekunde abzuschätzen. Diese Größe ist für Nichthydrologen ziemlich schwer vorstellbar und deshalb teilen wir das auf in diese drei Größen. Um die Fließgeschwindigkeit in der "crowd water"-App abzuschätzen, benutzen wir die Stöckchen-Methode. Dabei wirft man ein schwimmendes Objekt in einen Fluss und misst die Zeit, die es braucht, einen gewisse Strecke abzuschwimmen. Diese Messung sollte man zwei- bis dreimal wiederholen, so dass man nachher den Durchschnitt berechnen kann. Dadurch erhält man am Ende die Fließgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde. Der Vorteil von "crowd water" und seinen Messmethoden ist, dass sie sehr einfach anzuwenden sind, dass es jedermann, jederzeit an einem beliebigen Ort machen kann. Und dass es keine Installationen braucht, die vor Ort gemacht werden. Also, man sieht nichts vorher und nachher und während dieser Messungen, oder von diesen Messungen, und macht so auch keinen Eingriff in die Natur. Und es kann potentiell auf der ganzen Welt angewandt werden. Ich denke, am Anfang muss der Einstieg ins Projekt möglichst klar und möglichst verständlich sein für die Citizen-Scientists und es darf keine großen Hürden haben. Die Datensammelung sollte so einfach wie möglich gehalten werden, dass sie nicht schon beim ersten Moment abgeschreckt werden von der Teilnahme am Projekt. Wenn man längerfristig schaut, dann werden sich diese Motivationen ein bisschen ändern. Längerfristig ist es dann eher wichtig, dass sie sich gewertschätzt fühlen, dass sie sehen, was ihre Beiträge bewirken, dass sie zum Beispiel ein Feedback bekommen darüber, was jetzt mit ihren Daten passiert ist, die sie gerade hochgeladen haben. Oder aber auch, dass sie sich zugehörig fühlen zu der Community und sich als Teil des Ganzen sehen und auch sehen, welchen Teil zum Projekt sie beigetragen haben. Auch Fachleute können „Citizens“ sein, z.B. ein Landwirt, der sich für Wasserresourcen interessiert. Diese Gruppe hat oft eine spezifische Motivation daran teilzunehmen, da sie im Beruf Entscheidungen in diesem Bereich treffen müssen. Dafür streben sie nach mehr Informationen und besseren Anhaltspunkte, welche sie für die Entscheidungsfindung einbeziehen können. Was die Motivation ist, ist abhängig vom Hintergrund der Fachleute. In unseren Projekten haben wir begonnen, mit unterschiedlichen Menschen und Motivationen zu arbeiten. Auch NGO’s sind ein Beispiel von Leuten, welche oft eifrige TeilnehmerInnen von Citizen Science (Bürgerwissenschafts-) Projekten sind. Besonders, wenn die Projekte einen Umweltaspekt haben. Sie möchten z.B. bestimmte Prozesse verstehen, und quantifizieren oder beobachten, was für einen Einfluss Eingriffe in das Einzugsgebiet haben. Z.B. was ist der Einfluss der Abholzung. Ich denke es ist gerecht zu sagen, dass jeder, der sich für Citizen Science Projekt engagiert, auch eine bestimmte Motivation und einen spezifischen Betrachtungswinkel hat. Deshalb ist es, speziell auch für WissenschaftlerInnen, essentiell diesen Betrachtungswinkel zu verstehen, damit man weiss, was diese Leute antreibt nach draussen zu gehen. Damit z.B. ein/e EntscheidungsträgerIn Umweltfragen vernünftig beantworten kann, benötigt er ein vertieftes Wissen und zusätzliche Daten, um Szenarien durchspielen zu können. Was würde z.B. passieren, wenn ein/e EntscheidungsträgerIn einem Landwirtschaftsbetrieb erlaubt, ein Gebiet abzuholzen? Einerseits könnte somit das Einkommen des Betriebs gesteigert werden. Andererseits könnte die Abholzung auch einen negativen Einfluss für die Nutzung des Wassers stromabwärts haben, das Wasser könnte kontaminiert werden, oder die CO2 Emissionen könnten gesteigert werden, etc. Es liegt dementsprechend am/ an der EntscheidungsträgerIn, die verschiedenen Auswirkungen abzuwägen. Je mehr Daten dafür zu Verfügung stehen, desto fundierter können Entscheidungen getroffen werden. Die Probleme in Bürgerwissenschaftsprojekten sind generell, dass die Daten nicht sehr verlässlich scheinen. Und dass man nicht vorhersagen kann, an welchen Zeitpunkten die Daten erhoben werden. Man ist dadurch nicht ganz unabhängig von den Bürgern und gibt eine gewisse Kontrolle über die Daten ab. Die Möglichkeiten, die so ein Projekt bietet, sind natürlich, dass man potentiell viel mehr Daten erhält und diese auch an Orten, wo sonst nie gemessen werden würde. Und auch der Aufwand für den Forscher oder eine Forschergruppe viel geringer wird und dadurch auch die Kosten tief gehalten werden können. [MUSIK] [MUSIK] [LEERES_AUDIO] [LEERES_AUDIO]