In diesem Video wird es um den Wasserkreislauf gehen. Der Wasserkreislauf ist ein zentrales Konzept in der Hydrologie und beschreibt die Abfolge von Verdunstung, Niederschlag, Abfluss und wieder Verdunstung. Abbildungen wie diese sind uns allen gut bekannt. Das Wasser verdunstet aus dem Meer, wird in der Luft über Land transportiert, regnet und fließt dann wieder als Grundwasser oder in Flüssen zum Meer. Das Konzept des Wasserkreislaufs ist heute weit verbreitet. Das war aber nicht immer so. Im 17. Jahrhundert noch konnte man sich nicht vorstellen, dass der Regen die große Flüsse speisen könnte. Man stellte sich große unterirdische Speicher und Röhren vor, wie hier durch Kircher dargestellt. Erst nachdem mit Messungen von Abfluss und Niederschlag gezeigt werden konnte, dass die Niederschlagsmenge durchaus ausreichen können, die Wassermengen in den Flüssen zu erklären, setzte sich das Konzept des Wasserkreislaufs durch. Dieses Bild des Wasserkreislaufs ist natürlich eine starke Vereinfachung, zum Beispiel fliesst nicht alles Regenwasser zurück ins Meer, sondern es verdunstet teilweise auf dem Weg. Ein großer Teil des Wassers, das über dem Meer verdunstet, wird auch nicht zu den Landflächen transportiert, sondern regnet direkt über dem Meer. Wir können also zumindest von zwei Wasserkreisläufen sprechen. 78 Prozent des gesamten Niederschlags auf der Erde fallen über den Meeren, 22 Prozent über den Landflächen. Da die Verdunstung über den Meeren relativ höher ist, haben wir in der Atmosphäre ein Nettowassertransport von den Meeren zu den Landflächen. Die gleiche Menge Wasser, etwa acht Prozent des globalen Niederschlages, fließen dann wieder als Abfluss oder Grundwasser von den Landflächen ins Meer. Das Wasser in der Atmosphäre spielt eine große Rolle. Man kann sich überlegen, wie lange ein Tropfen Wasser im Durchschnitt in der Atmosphäre ist, bevor er wieder ausregnet wird. Diese sogenannte Verweilzeit des Wassers beträgt in der Atmosphäre acht Tage. An anderer Stelle sind die Verweilzeiten ungleich länger. In den Eisschilden der Arktis kann ein Wassertropfen tausende bis hunderttausende von Jahren gespeichert werden. Wir können uns nun fragen, woher das Wasser in der Schweiz eigentlich kommt. Ja, vom Niederschlag, aber woher kommt der Niederschlag? Forschende haben berechnet, dass 40 Prozent des Niederschlages in der Schweiz vorher aus dem Atlantik verdunstet sind. Aus dem Mittelmeer, sowie der Nord- und Ostsee zusammen, kommt etwa noch einmal diese Menge. Wasser, das über den Landflächen Europas verdunstet, trägt zu etwa einem Fünftel zum Niederschlag in der Schweiz bei. Interessanterweise verschieben sich diese Anteile mit den Jahreszeiten. Während im Februar der Atlantik viel stärker als Ursprung des Niederschlags dominiert, steigt im Mai die Bedeutung der anderen Gebiete an. Der Wasserkreislauf wird durch die Sonnenenergie angetrieben. Klima und Wasserkreislauf hängen also eng zusammen und es ist daher auch klar, dass sich die Klimaveränderung auf den Wasserkreislauf auswirken wird. Mehr Energie wird zu Verdunstung zur Verfügung stehen, also mehr Verdunstung, und dann auch wieder mehr Niederschlag. Insgesamt ist zu erwarten, dass sich der Wasserkreislauf beschleunigen wird. Wie sich das im Einzelnen auswirkt, ist aber noch sehr unsicher. In den folgenden Videos werden wir auf die Komponenten des Wasserkreislaufs genauer eingehen und dann jeweils auch besprechen, wie sich diese im Klimawandel verändern könnten. [LEERES_AUDIO]