[KEIN_AUDIO] [MUSIK] [MUSIK] Wir stehen hier vor dem Relief von Xaver Imfeld aus dem 19. Jahrhundert und das zeigt uns die Vergletscherung der Walliser Alpen 1878. Wir sehen hier nicht nur die höchsten Berge der Alpen wie zum Beispiel die Dufourspitze, höchster Punk der Schweiz, oder das Matterhorn, sondern auch Zermatt in der Mitte, und wir sehen auch einige der größten Alpengletscher. Nummer zwei von der Größe direkt hinter dem großen Aletschgletscher ist der Gornergletscher auf dieser Seite, fließt oder besteht eigentlich aus zwei Teilgletschern. Der eigentliche Gornergletscher auf der dieser Seite und der Grenzgletscher, der von [UNBEKANNT] hinunterfließt ins Tal, zusammenkommt mit dem Gornergletscher und diese schöne, schön ausgebildete Mittelmoräne bildet. Gegenüber liegt der Zmuttgletscher, schuttbedeckt auch schon zu damaliger Zeit. Der Zmuttgletscher war Nummer 12 in der Größenordnung. Nummer 11 hier der Findelengletscher, schon etwas im Rückzug begriffen von seinen kleinen eiszeitlichen Moränen. Zu diesem Zeitpunkt umfassen die Gletscher ungefähr 4400 Quadratkilometer an Eis. Heute sind es gerade mal noch 1800 Quadratkilometer. Sie haben also etwa 60 Prozent ihrer Fläche eingebüßt über die letzten 160, 170 Jahre. Wenn man das Gesamtvolumen heutzutage anschaut, sind es etwa 110 Kubikkilometer an Eis. Wenn man das jetzt durch die Fläche teilt, dann kommt man auf eine mittlere Dicke der Gletscher in den Alpen von 65 Metern an Eismächtigkeit. Würde man alle Alpengletscher wegschmelzen, könnte man mit dem entsprechenden Wasser den Zürichsee etwa 30 mal auffüllen. Wir werden jetzt in der Folge für den Findelengletscher diesen Rückzug seit 1850 bis zur Gegenwart und auch die Szenarien für seine Zukunft etwas im Detail anschauen. Seit dem letzten Hochstand der Gletscher 1850 sind die Temperaturen im Alpenraum rund zwei Grad angestiegen. Zwei Grad über mehr als 150 Jahre hört sich jetzt nicht nach sehr viel an. Wir wollen uns mal anschauen, was, wie die Gletscher auf diesen Temperaturanstieg reagiert haben. Wir sehen hier den Gletscher, den Findelengletscher das Jahr 1862, also zum Zeitpunkt der ersten Landeskarte, ein bisschen schon zurückgeschmolzen von seinem Hochstand. Wie kommen wir jetzt zu diesem Modell? Also grundsätzlich haben wir die Landeskarten mit den Höhenlinien abdigitalisiert, in den Computer überführt, und ein sogenanntes digitales Geländemodell erzeugt, also ein digitales Relief eigentlich in unserem Computer. Wir haben das jetzt nicht nur für den ersten Kartenstand gemacht, sondern für alle Kartenblätter über die letzten 150 Jahre. In neuerer Zeit wurden dazu auch noch Luftbildaufnahmen und andere Techniken verwendet und können so jetzt den Gletscherschwund seit 1850 am Computer nachbilden und auch berechnen. Also hier starten wir die Zeitreise 1862. 1890er Jahre, der Gletscher ist schon ziemlich stark zurück geschmolzen. Die Seitenmoränen werden sichtbar, eisfrei. 1940er Jahre weiterer starker Schwund. 1960er, 70er Jahre, der Felskopf tritt zum Vorschein, 1979 und jetzt hat der Gletscher in den 80er Jahren einen kurzen Wiedervorstoß, bevor die Reise dann wieder zurückgeht in die höheren Lagen. 2000, 2010. Man sieht auch der Adlergletscher hat sich abgetrennt vom Hauptgletscher. Wenn wir jetzt das weiter in die Zukunft spielen wollen, dann können wir ja nicht auf Beobachtungen bauen. Wir haben keine Messungen, wir brauchen also Szenarien, also wir müssen eine plausible Geschichte schreiben, wie die Treibhausgasentwicklung weiter geht, wie sich das äußert auf den weiteren Temperaturanstieg und können dann dieses irgendwie in ein Computermodell füttern und den Gletscher antreiben und schauen, wie der reagiert. Das haben wir für den Findelengletscher auch gemacht. Wir starten aus einer leicht anderen Perspektive, aber wiederum im Jahr 2010 und schauen jetzt uns das Worst-Case-Szenario an. Das bedeutet also, wie reagiert der Findelengletscher, wenn wir weiter Treibhausgase ausstoßen, wie wir es im Moment machen. Wir starten 2010. 2020. 30. 40. Vom Adlergletscher sieht man schon bereits nicht mehr so viel. 50. 60. 70. 80. 90. Ende des Jahrhunderts ist der Findelengletscher praktisch komplett weg bis auf einzelne kleine Eisreste an den höchsten Gipfeln. Wir haben jetzt gesehen, wie sich der Findelengletscher verändert hat über die letzten 150 Jahre. Wir können uns natürlich fragen, wie geht es all den anderen 200.000 Gletschern, die wir rund die Welt haben. Genau das ist die Aufgabe, die sich der Weltgletscherbeobachtungsdienst mit Sitz an der Uni Zürich vorgenommen hat. Und zwar bereits vor 125 Jahren über ein Netzwerk von Wissenschaftlern verteilt in all den Ländern, die aktiv sind in Gletscherforschung, sammelt jedes Jahr Daten zu Gletscheränderungen in Länge, Fläche, Volumen und Masse. Derzeit haben wir Korrespondenten in 40 Ländern und rund 400 aktive Beobachter, die jedes Jahr die Daten nach Zürich liefern. Hier werden sie auf Plausibilität und Konsistenz überprüft, in die Datenbank eingespiesen und digital frei verfügbar gemacht. Die Nutzer sind meistens Forscher, aber auch internationale Organisationen, Medien und zum Teil auch die breite Öffentlichkeit. Wenn wir uns die Resultate anschauen, dann sehen wir, dass die Gletscher in den Alpen zu denjenigen weltweit gehören, die am stärksten unter dem Klimawandel leiden, also am meisten Eis verlieren. In dieser Grafik zeigen wir die mittlere Dickenänderung der Gletscher kumuliert über die Jahre ab den 1950er Jahren mit Referenz zu 1976. Wir sehen hier, dass je nach Region die Gletscher zwischen fünf und über 30 Meter an Dicke verloren haben über diesen Zeitraum. Wir sehen, dass es Regionen gibt, die stärker betroffen sind, hier weniger, die Alpen hier in Grau sind die Region mit dem zweitstärksten Dickenverlust. Andere Regionen mit auch sehr starken Eisverlusten sind Western Canada, Alaska, aber auch Zentralasien. Im Moment liefern die Gletscher einen Beitrag von rund einen Millimeter an Meeresspiegelanstieg jedes Jahr. Ein Millimeter hört sich nicht nach viel an, aber das ist etwa drei mal die Gesamtvergletscherung der Alpen, die jedes Jahr bachab geht, also Eis Süßwasserreserve, die verloren gehen. All diese Daten sind frei verfügbar und kann man zum Beispiel über unseren Webbrowser direkt anschauen. Hier direkt wieder auf den Findelengletscher gezoomt, sehen wir nebst den Satellitenbildern vom Gletscher dann auch die einzelnen Messdaten. Also im Fall vom Findelengletscher sieht man Informationen zu seiner Größe, zu seiner Länge, zu seiner Höhenerstreckung und die verschiedenen Beobachtungen, Längenänderung, Dickenänderung, Massenänderung, ob auch Spezialereignisse wie Wassertaschen oder Gletscherseeausbrüche, die irgendwelche Fluten verursacht haben, die uns rapportiert wurden. wir haben von rund einem Zehntel aller Gletscher haben wir solche Daten. Also man kann hier rauszoomen vom Findelengletscher, zum Mattertal, das wir eingangs auf dem Relief gesehen haben, auf die ganzen Alpen. Aber auch noch weiter bis auf Stufe Welt. Wir sehen hier, dass es rund den Globus Gletscher hat und diese auch Beobachtungen. All diese Daten direkt frei verfügbar über diesen Browser. Oder auch für unterwegs gibt es das ganze in Appformat, wo man dieselben Daten eingespiesen hat in ein portables Gletscherinformationssystem für unterwegs. Dank all den Daten, die aus diesem globalen Beobachternetzwerk zusamenfliessen, wissen wir heute, dass die Gletscherschmelze seit 1850 ein globales Phänomen ist. Die europäischen Alpen gehören zu den Regionen, die mit am stärksten davon betroffen sind. Mit Bezug an Wasser sehen wir die größte Schwierigkeit bezüglich des globalen Meeresspiegelanstieges, aber auch für die Verfügbarkeit von Wasser in den Trockenzeiten. Hier am stärksten von betroffen sind Zentralasien oder auch die Peruanischen Anden, wo Gletscherschmelze in den trockenen Perioden essentiell sind für die Landwirtschaft. Aber auch bei uns in der Schweiz spielen die Gletscher und die Gletscherschmelze während der Sommermonaten eine zentrale Rolle für die Wasserverfügbarkeit. [MUSIK] [MUSIK] [MUSIK] [KEIN_AUDIO] [KEIN_AUDIO]