[MUSIK] Die Schweiz betreibt auf dem Albis bei Zürich und auf dem La Dôle bei Genf seit 1959 Radarsysteme für die Wetterbeobachtung. Und gehörte damit zu den Pionieren in der Anwendung der Radartechnologie in der Meteorologie. In 1993 wurde dann eine zusätzliche Radarstation gebaut auf dem Monte Lema ob Lugano, um die Radarabdeckung in der Südschweiz zu verbessern. Das damalige Netz mit drei Radarstationen deckte zwar die Schweiz weitgehend ab, aber die inneralpinen Regionen wie Graubünden und Wallis, die waren weiterhin nur beschränkt abgedeckt wegen der Abschattung des Radarstrahls durch die Berge. Die Auswertungen der Daten aus dem Hochwasser 2005 und aus dem Hochwasser 2007 haben dann gezeigt, wir brauchen für die bessere Radarabdeckung in Graubünden und im Wallis zwei zusätzliche Radarstationen. Mit der Pointe de la Plaine Morte ob Crans Montana im Wallis und dem Weissfluhgipfel in Graubünden konnten zwei ausgezeichnete Standorte für die zwei neuen Radarstationen gefunden werden. Mit der Inbetriebnahme der zwei neuen Stationen in 2014 und in 2016 verfügt die Schweiz nun über ein Radarnetz mit total fünf Stationen und einer sehr guten Abdeckung in der ganzen Schweiz und dem angrenzenden Ausland. Der Wetterradar dedektiert Echos der Hydrometeore, also der Regentropfen, Schneeflocken, schmelzenden Flocken, Eiskristallen, Graupel und Hagel. Auf dem Radarbild erscheinen also überall dort Echos, wo es schneit oder regnet. Jetzt, wie funktioniert das? Der Wetterradar sendet einen kurzen elektromagnetischen Impuls in die Atmosphäre. Der Puls wandert mit Lichtgeschwindigkeit, ist etwa eine halbe Mikrosekunde lang, das entspricht 150 Metern Distanz. Trifft nun die elektromagnetische Welle auf Hydrometeore, auf Tropfen oder Schneeflocken, dann wird ein kleiner Teil der Energie in Richtung Radar reflektiert, zurück gestreut. Und wichtig ist nun, der große Teil der Energie des Pulses, der wandert weiter in der Atmosphäre. Dies erlaubt dem Wetterradar im Gegensatz zum menschlichen Auge durch Wolken, durch Regenwolken hindurchsehen zu können. Wie sehen also mit dem Wetterradar nicht nur die erste Regenwolke, sondern auch die zweite und die dritte Regenwolke dahinter. Wie kann nun der Wetterradar die Echos exakt im Raum lokalisieren? Erstens über die Antenne. Die Radarantenne, die ist etwa 4,2 Meter Durchmesser. Die bündelt die Energie in einer engen Keule, der sogenannten Radarkeule, die ist etwa ein Grad breit, und definiert damit den Azimuth- und den Elevationswinkel. Zweitens über die Laufzeit, die Zeit, die das Signal braucht vom Radar bis zur Regenwolke zu gelangen und zurück zum Radar. Diese Laufzeit, die definiert die Distanz. Wir haben also über die Antenne und die Laufzeit alle drei Raumkoordinaten, Azimuth, Elevation und Distanz. Und können damit alle Radarechos exakt im Raum lokalisieren. Nun bewegt sich die Antenne so, dass wir innerhalb von fünf Minuten die ganze Atmosphäre bis 240 Kilometer Distanz und 18 Kilometer Höhe detailliert abtasten. Damit erhalten wir dieses detaillierte dreidimensionale Bild von einer einzelnen Radarstation. Mit der Smartphone-Technologie wurde der Wetterradar zum täglichen Begleiter für Freizeit und Beruf. Das Radarbild im Internet und auf der App, das sind aber nicht die einzigen Anwendungen der Radartechnologie. Es geht vor allem Sicherheit, Sicherheit in der Luft, am Boden bei Naturgefahren und Unwettern. Wer ins Flugzeug steigt, kann sich darauf verlassen, dass der Pilot dank der Wetterradarinformation nicht in violente Gewitter- und Hagelzellen fliegt. Und wenn heftige Niederschlagsfronten, Gewitterzellen, Hagelzellen über die Schweiz fegen, wenn die Flüsse und Seen über die Ufer treten, dann liefert das Radar der Blaulichtorganisationen und den Krisenstäben die notwendige Information, ihre Einsätze optimal planen zu können. Es geht, wie gesagt, Sicherheit. Niederschlagsfronten, Gewitter- und Hagelzellen zuverlässig zu vermessen, zu dedektieren, ihre Intensität zu messen, vor ihren Gefahren zu warnen, sie zu prognostizieren, benötigen wir raffinierte Modelle. Und wir benötigen Daten von drei Messgeräten. Das sind ersten die konventionellen Regenmesser an den Wetterstationen. Diese liefern präzise Messungen der Niederschlagsraten, der Niederschlagsmengen an einem Punkt. Es sind zweitens die Wetterradars. Diese liefern in Echtzeit flächendeckend über der ganzen Schweiz und im Ausland ein detailliertes Bild der Niederschläge und Gewitter. Und diese Information hilft, vor Gewittern und Niederschlägen zu warnen. Und es sind drittens die Wettersatelliten. Die Satelliten liefern die Daten, den Modellen die Mehrtagesprognose zu ermöglichen. Die Schweiz verfügt über ein sehr dichtes Regenmessernetz, über ein topmodernes Wetterradarnetz, ein ausgezeichnetes Prognosemodell und über die Mitgliedschaft bei der europäischen Organisation für Wettersatelliten, der EUMETSAT, über Zugang zu den Wettersatellitendaten der ganzen Welt. Wir werden trotzdem keine perfekten Niederschlagsmessungen, keine perfekten Niederschlagsprognosen und -warnungen damit haben. Niederschlagsmessungen und Prognosen sind immer mit Unsicherheiten verbunden und es ist sehr wichtig, mit diesen gut umzugehen. [MUSIK] [MUSIK]