[LEERES_AUDIO] Überschwemmungen, wie hier in Locarno oder hier in Luzern, kommen in der Schweiz häufiger vor. Entlang von Bächen und Flüssen zeugen Erosionsspuren von der Kraft des Wassers. Bisweilen kann man sich vor Hochwasser schützen. Häufig verursachen diese Überschwemmungen aber auch große Schäden. In Europa ist Zürich eine der Städte mit dem größten Hochwasserrisiko. Dies mag zunächst überraschend klingen, weil die Überschwemmungswahrscheinlichkeit gar nicht mal besonders hoch ist. Das Hochwasserrisiko ist aber die Kombination von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenspotenzial. Und Letzteres ist in Zürich extrem hoch. Nicht zuletzt weil die Sihl hier mitten durch den Hauptbahnhof fließt und eine Überschwemmung immense Schäden verursachen würde. Das Risiko hängt immer auch davon ab, was alles zerstört werden könnte. Große Hochwasser sind seltene Ereignisse. Daher sind Informationen zu früheren Hochwasserereignissen sehr wichtig. Aus diesem Grund werden wir uns anschauen, welche Informationen es zu historischen Hochwassern gibt. Anschließend wird es um die Frage gehen, was eigentlich ein Jahrhunderthochwasser ist. Ein Jahrhunderthochwasser ist der Abfluss, der im langjährigen Mittel einmal alle hundert Jahre auftritt. Ein häufiges Missverständnis ist, dass ein Jahrhunderthochwasser genau einmal pro hundert Jahren auftritt. Dies muss nicht der Fall sein. Ein Jahrhunderthochwasser kann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit mehrmals in hundert Jahren auftreten oder eben auch gar nicht. Nur wenn wir den Abfluss über viele hunderte von Jahren beobachten, tritt das Jahrhunderthochwasser eben im Mittel einmal pro hundert Jahren auf. Meistens haben wir aber natürlich nicht mehrere hundert Jahre mit Beobachtungen. Wie kann man die Größe des Jahrhunderthochwassers in diesem Fall abschätzen? Dies können wir uns an einer Zeitserie mit maximalen jährlichen Abflüssen über 25 Jahre anschauen. Zunächst ordnen wir diese Zeitserie der Größe nach. Den höchsten Abfluss können wir nun als 25-jähriges Hochwasser annehmen. Um nun die Größe des Jahrhunderthochwassers abzuschätzen, können wir eine mathematische Funktion an die gemessenen Maximalabflüsse anpassen und diese Funktion extrapolieren. Später in diesem Modul werden wir uns die einzelnen Schritte dieser statistischen Methode der Hochwasserabschätzung noch genauer anschauen. Eine Alternative zu den statistischen Methoden ist die Hochwasserabschätzung mit hydrologischen Modellen. Hydrologische Modelle simulieren den Abfluss mithilfe verschiedener Routinen, die die hydrologischen Prozesse in einem Einzugsgebiet abbilden sollen- meist in stark vereinfachter Form. Wir werden darauf eingehen, wie Modelle zur Hochwasserprognose verwendet werden und welche Unsicherheiten es im Gebrauch von Modellen zu betrachten gibt. Neben Hochwasser und Überschwemmungen gibt es auch andere hydrologische Extremereignisse. In einer späteren Lektion werden wir auf die Trockenheit eingehen. Es gibt dabei unterschiedliche Formen der Trockenheit, zum Beispiel die meteorologische Trockenheit, wenn es wenig regnet oder die hydrologische Trockenheit, wenn wenig Wasser im Fluss fließt. Im Sommer können Flüsse wenig Wasser führen, obwohl es geregnet hat, einfach weil die Verdunstung so hoch ist. An vielen Flüssen in den Alpen werden die niedrigsten Abflüsse im Winter beobachtet, weil dann aller Niederschlag als Schnee fällt und damit erst Monate später abflusswirksam wird. Extremereignisse sind immer eine große Herausforderung. Je besser wir die Extreme verstehen und vorhersagen, desto besser können wir mit ihnen umgehen. [LEERES_AUDIO] [LEERES_AUDIO]