[LEERES_AUDIO] Bei der Bedeutung von Wasser, ist es nicht überraschend, dass Wasser auch in der Kunst eine wichtige Rolle spielt. Wasser ist aber schwierig auf einem Gemälde einzufangen. Es ist durchsichtig und es bewegt sich. In diesem Video wird es darum gehen, wie Künstler in der Schweiz zu verschiedenen Zeiten Wasser dargestellt haben. Eine der ältesten Darstellungen von Wasser, die wir in der Schweiz finden können, ist die Holzdecke in der Kirche St. Martin in Zillis. Auf quadratischen Bildtafeln werden das Leben Christi und seiner Vorfahren dargestellt. Umgeben sind diese Tafeln von einem Wasserband mit Wellenlinien und Meeresungeheuern, wobei die formelhafte schematische Darstellung des Wassers typisch für das Mittelalter ist. Auf vielen Tafeln entlang des Randes sind verschiedene Meeresungeheuer dargestellt. Auf anderen Tafeln ist Wasser, wo es vorkommt, eher schematisch durch Wellenformen dargestellt. Konrad Witz wurde 1400 in Süddeutschland geboren, wirkte aber vor allem in der Schweiz. In seinem Gemälde Petri Fischzug, wird erstmals in der europäischen Malerei eine genau erkennbare Landschaft wiedergegeben. Konrad Witz verlegt den Fischzug Petri in die Landschaft des Genfer Sees. In einem weiteren Gemälde von Konrad Witz, sehen wir den heiligen Christophorus, der das Christuskind über den Fluss trägt. Man sieht Spiegelungen im Wasser, farbliche Reflexe des roten Mantels und sich ausbreitende Wasserringe den Heiligen. Matthäus Merian hat 1615 diesen perspektivischen Stadtplan geschaffen, der das damalige Basel in Größe-Exaktheit zeigt. Der Rhein ist in der rechten unteren Ecke in traditioneller Weise als Flussgott Rhenus dargestellt. Besonders detailreich ist auch die Uferbebauung entlang des Rheins gezeigt. Ein hydrologisches Missgeschick ist allerdings unmittelbar flussabwärts, der sogenannten mittleren Brücke, passiert. Zwei Fischerboote haben zwischen sich ein Netz ausgespannt, das sich der Strömung entgegenwirkt. Caspar Wolf ist einer der wichtigsten Schweizer Maler der Vorromantik und ein Pionier der Hochgebirgsmalerei. Caspar Wolf zeichnete vor Ort Skizzen, nach denen er im Atelier seine Gemälde schuf. Um ie Bedeutung seiner Bilder zu verstehen, muss man sich klarmachen, dass zu dieser Zeit die Alpen für die meisten Städter unerreichbar waren. Flusslandschaften wie das Lauental oder Wasserfälle wie hier der Geltenschuss sind typische Motive in Caspar Wolfs Werken. Eher ungewöhnlich für Caspar Wolf, ist die Dramatik des Sturms am Thunersee. Wasserfälle sind ein beliebtes Thema, das alleine eine kunsthistorische Betrachtung verdient hätte. Besonders im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert wurden Wasserfälle häufig verwendet, um die Erhabenheit der Landschaft besser darzustellen. Ein Beispiel ist das Schmadribach Wasserfall im Berner Oberland, den Joseph Anton Koch gleich mehrfach gemalt hat. Hier sehen wir eine späte Variante. Das Gemälde gliedert sich in verschiedene Regionen. Für den Menschen unnahbar die Hochgebirgsregion mit ihren Schneebergen und dem Gletscher. Darunter die Wasserfälle, der Hochwald und schließlich der Talboden, in dem der Mensch tätig ist, wie hier durch die Hütten dargestellt, wo das Wasser aber immer noch kraftvoll wirken kann, durch Baumstümpfe, Äste und Gestein angedeutet. Auf der Rückreise von Italien hat der Maler Carl Blechen die sich im Bau befindliche Teufelsbrücke über die Reuss in der Schöllenenschlucht zitiert. Nach seiner Rückkehr in Berlin entstand dann dieses Ölgemälde. In der düsteren Schlucht zwischen den dunklen Felswänden fällt das Sonnenlicht auf den tief eingegrabenen Wasserlauf und den kühnen Bau der neuen Brücke. Dieses Bild zeigt den Rhein beim Isteiner Klotz. Basel ist im Hintergrund zu erahnen. Der Rhein schlängelt sich in vielen Zeiten an. Der Isteiner Klotz liegt heute trocken. Nach der Rheinbegradigung und dem Bau des Rheinseitenkanals sank der Wasserspiegel des Altrheins um mehrere Meter, und anstatt einer Auenlanschaft, finden wir heute eine sehr viel trockenere Landschaft vor. Auf diesem Bild von Alexandre Calame nimmt Wasser nur einen minimalen, aber doch zentralen Teil der Bildfläche ein. Wie ein feiner Streifen schlängelt sich der Bach durch das Tal. Beinahe möchte man sich fragen, wie dieser kleine Bach zu einem so mächtigen Tal passen kann. Dieses Tal verdankt seine Entstehung aber Wasser in einer anderen Form. Nämlich jetzt Eis, das während der vergangenen Eiszeiten dieses Gletschertal ausgehobelt hat. Das Bild eines Unwetters am Grimselpass ist wegen des Regens interessant. Selten wird Regen so deutlich dargestellt, wie es hier zu sehen ist. Rudolf Koller ist vor allem als Maler von Kühen und anderen Tieren bekannt. Bisweilen stehen seine Kühe auch im Wasser, wie das auf diesem Bild zu sehen ist. Koller hat aber auch einige Bilder gemalt, in denen Wasser eine zentralere Rolle spielt. In dieser Berglandschaft mit aufziehenden Wolken, zeigt Koller eindrucksvoll das nahende Unwetter, die Sonnenreflexe auf dem Bergsee. Weniger dramatisch ist das Gemälde der Richisau [Weiler im Klöntal]. Hier hat Koller, eher ungewöhnlich, Pfützen in einem fast ausgetrockneten Wiesentümpel zum Vordergrund gewählt. In leuchtenden Grün- und Blautönen zeigt er hier die Natur in ihrer üppigen Wachstumskraft. Im Bild des Seeufers des Zürichsees ist eine für heutige Verhältnisse ungewöhnliche breite Strandzone zu sehen. Das Bild entstand bevor die Seespiegelschwankungen durch Regulierungen im Ausfluss in Zürich deutlich verringert wurden. Arnold Böcklins Toteninsel ist eines der Hauptwerke des sogenannten Symbolismus, das aus dem symbolischen Bildmotiven wie Wasser und "Boot unterwegs zu einer Insel" zusammengefügt ist. Seit der Antike gibt es die Vorstellung vom Totenfluss, auf dem die Verstorbenen von einem Fährmann zur Unterwelt gerudert werden. Hier ist es ein See. Böcklin geht es überhaupt nicht darum, in realistischer Manier Wasser oder irgendeine tatsächlich existierende Insel darzustellen. Vielmehr soll diese düstere, von wenigen Lichtblicken erhellte Landschaft den Betrachtern Nachdenken auslösen über den Tod, vielleicht auch über Reinigung, Heilung, einen Neuanfang. Bei den Malern des Impressionismus spielt Wasser und seine vielfältige Erscheinungen eine besonders große Rolle. Diese Stilrichtung ist vor allem aus Frankreich bekannt, hat aber auch Maler in der Schweiz beeinflusst, wie hier im Gemälde von Francois Bocion zu sehen. Typisch impressionistisch gilt das Hauptinteresse des Malers der farbigen Erscheinung. Das wird besonders deutlich in der Darstellung des Wassers, in der sich Wolken und Boote spiegeln. Zwei weitere Bilder von Francois Bocion beschäftigen sich mit den Sedimenten im Genfer See. Hier sehen wir eine Flussmündung mit ihren Schwemmfächern. An anderen Stellen werden Sedimente wieder aus dem See gebaggert, wie das hier zu sehen ist. Beim Thema Wasser in der Schweizer Kunst darf Ferdinand Hodler natürlich nicht fehlen. Berühmt sind Hodlers Seebilder mit ihrem symmetrischen Aufbau. Hier ein Bild des Genfer Sees, im klaren Kontrast zu den Darstellungen von Bocion. Den Thunersee hat Hodler in verschiedenen Versionen gemalt, weil hier vor allem die große Variationen in der Darstellung der Wasseroberfläche interessant ist. Im Gegensatz zu den Impressionisten wird in Hodlers Bilder nicht die flüchtige atmosphärische Stimmung wiedergegeben, sondern die Gemälde haben häufig einen strengen komponierten Aufbau, dem sicg sogar Wasser und Wolken fügen. Abschließen möchte ich mit einem weiteren Bild des Thunersees, aus ähnlicher Perspektive. Dieses Bild hat mein Großvater Hugo Happle 1977 gemalt. [LEERES_AUDIO]