[LEERES_AUDIO] In diesem Video zur Wasserkraft in der Schweiz wollen wir uns mit der Zukunft befassen. Wir möchten erkennen, welches Ausbaupotential die Wasserkraft in der Schweiz noch hat, und wir möchten verstehen, welche Auswirkungen die Klimaänderungen auf die Wasserkraft haben könnte. Schauen wir uns zuerst das Ausbaupotential der Wasserkraft an. Die Situation in der Schweiz sieht heute so aus, dass mit dem Ausstieg aus der Atomenergie, die erneuerbaren Energien ausgebaut werden sollen. Wasserkraft soll dabei weiterhin einen wichtigen Beitrag zur inländischen Stromproduktion leisten. Wie wir im vorangehenden Video schon gesehen haben, wird die Wasserkraft in der Schweiz bereits heute umfangreich genutzt. Jeder Tropfen Abfluss, der in der Schweiz entsteht, läuft rund vierzehn Mal durch eine Turbine, Strom zu erzeugen. Das klingt nach sehr viel- und ist auch viel- ein Ausbau ist aber dennoch möglich. Denn trotz mehrfachen Turbinieren wird nicht das volle Potential ausgeschöpft, weil bei jeder Turbinierung nur ein begrenzter Höhenunterschied ausgenutzt werden kann. Es ist aber gleichzeitig so, dass über neunzig Prozent der für Wasserkraftproduktion geeigneten Flüsse bereits genutzt werden. Wir sehen auf dieser Karte hier, die Standorte der heute bestehenden Anlagen, wobei die Größe der Symbole die maximale Leistung zeigt. Wegen dieser dichten Nutzung, polarisiert ein Ausbau der Wasserkraft stark, denn trifft auf entgegenlaufende Anliegen von Ökologie und Landschaftschutz. Die Schätzungen für den noch möglichen Ausbau sagen nun, dass bis 2050 insgesamt fünf bis zehn Prozent zusätzlicher Strom aus Wasserkraft denkbar ist. Das sind total drei bis vier Terrawatt Stunden mehr pro Jahr. Dies ist unter der Annahme, dass die heutigen bestehenden Vorschriften zu Ökologie und Landschaftschutz eingehalten werden und die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen optimal sind. Der Ausbau könnte dann zu etwa gleichen Teilen geschehen wie an neue Kleinkraftwerke, neue Großkraftwerke, sowie Und Ausbauten von bestehenden Großkraftwerken. Für den Aus- und Umbau von Grosskraftwerken gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Möglichkeit ist es, bestehende Staudämme zu erhöhen, zum Beispiel die Grimselstaumauer. Das führt zu einem größeren Stauvolumen, wie wir das hier in einer ungefähren Skizze veranschaulicht sehen. Im Fall des Grimselsees könnte das Stauvolumen etwa achtzig Prozent vergrößert werden. Dadurch könnte das, vor allem im Sommer zufließende Wasser, besser für den Winter gespeichert werden, und wäre somit besser nutzbar in der Jahreszeit, in welcher der Strombedarf größer ist. Der Ausbau ist allerdings umstritten, weil im Uferstreifen zur Überflutung von wertvollen Biotopen führen würde. Kommen wir nun zur Bedeutung der Klimaänderung für die Wasserkraft in der Schweiz. Wenn wir vom Klimaänderung und Wasser in der Schweiz sprechen, sprechen wir von einem Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren, die sich auf den zukünftigen Abfluss auswirken. Ein Faktor ist der Niederschlag der je nach Region leicht zunehmen oder leicht abnehmen wird. Riesige Veränderungen werden hier aber in naher Zukunft nicht erwartet. Etwas anders sieht es aus beim Schnee. Wichtig ist hier die Schneefallgrenze, welche eng an die Temperatur gekoppelt ist. Der Trend in der Temperatur zeigt nun eindeutig gegen oben und parallel dazu wird die Schneefallgrenze ebenfalls ansteigen. Dadurch wird sich die Dauer der Schneedecke einige Wochen verkürzen. Die Temperatur hat auch Auswirkungen auf die Gletscher. Bis ins Jahr 2100 rechnen wir damit, dass viele Gletscher zu einem großen Teil verschwunden sein werden. Alle Faktoren zusammen bedeuten, dass generell die mittleren Abflussmengen im Sommer und Herbst deutlich abnehmen, diejenigen des Winters hingegen etwas zunehmen werden. Die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Wasserkraftproduktion sind nun von Kraftwerk zu Kraftwerk verschieden. Denn sie hängen zum Beispiel ab vom Kraftwerktyp, also ob wir es mit einem Speicherkraftwerk, einem Punktspeicherkraftwerk, oder einem Flusskraftwerk zu tun haben. Ebenfalls wichtig ist aber auch die Höhenlage und die Vergletscherung des Einzugsgebietes, welches das Kraftwerk speisst. Bedeutsam ist aber auch die Wassermenge auf welche hin ein Kraftwerk ausgelegt ist. Dies zu verstehen, müssen wir uns eine Dauerkurve oder Dauerlinie ansehen, wie wir sie schon in einem der vorherigen Videos kennengelernt haben. Dazu wollen wir uns nun überlegen, wie sich die Klimaänderung auf eine Wasserfassung auswirkt, das heißt beispielsweise ein Gebirgsbach, der durch einen künstlichen Stollen in einen Stausee geleitet wird. Hier sind nun zwei Begriffe wichtig; erstens ist das die Restwassermenge, also diejenige Wassermenge, welche nach der Entnahme durch das Kraftwerk im ursprünglichen Gewässer verbleiben muss. Dieses Wasser soll vor allem die ökologische Funktion des Gewässers erhalten. Und zweitens, ist das der Dimensionierungsabfluss, das ist die maximale Wassermenge welche die Fassung aufnehmen kann. Eine solche Obergrenze existiert, weil es nicht wirtschaftlich wäre, die Fassung auch auf ganz grosse Abflüsse auszulegen, denn diese ganz grossen Abflüsse treten nur selten auf, und wie wir gleich sehen werden, sind sie auch schwieriger zu verarbeiten. Ziehen wir also nun vom verfügbaren Abfluss die Wassermengen ab, die nicht genutzt werden können. Als erstes haben wir die Hochwasserabflüsse, welche Schlamm, Sand und Geröll enthalten können. Diese Abflüsse werden nicht genutzt, weil sie die Fassung beschädigen könnten, dass heißt die Fassung wird geschlossen, und der Abfluss bleibt vollständig im Bachbett. Weiter haben wir Abflüsse, welche die Kapazität der Fassung übersteigen. Auch diese werden nicht gefasst. Und schließlich muss noch die vorgeschriebene Restwassermenge verbleiben. Die blaue Fläche ist nun die verbleibende Abflussmenge, welche in einem ganzen Jahr genutzt werden kann. Was passiert nun, wenn das Abflussregime etwas ausgeglichener wird, dass heißt, wenn die großen Abflüsse etwas zurückgehen, und dafür die mittelgroßen Abflüsse etwas häufiger werden. Wir sehen das hier skizziert, wobei sich die gesamte Abflussmenge pro Jahr in unserem Beispiel etwa gleich bleibt. Wenn wir nun dieselbe Abschätzung wie vorher machen und die nicht verwertbaren Abflüsse abziehen, sehen wir dass der Rückgang bei den großen Abflüssen kaum ins Gewicht fällt, weil diese sowieso nicht gefasst werden. Die mittleren Abflüsse aber, die gut gefasst werden können, nehmen hier etwas zu. Insgesamt vergrössert sich in unserem Beispiel also die nutzbare Wassermenge übers ganze Jahr gesehen etwas. Das wäre ein für das Kraftwerk günstiger Fall, wie schon angetönt sieht diese Abschätzung aber für jedes Kraftwerk etwas anders aus. Für den Blick in die Zukunft der Wasserkraftproduktion gilt insgesamt, dass Prognosen schwierig sind. Denn die Zukunft hängt nicht nur ab von der Klimaänderung und der Dimensionierung der Kraftwerke, wichtig ist auch die Entwicklung der Strompreise und damit die Entwicklung des Strommarktes. Wichtig sind hier weiter auch politische Rahmenbedingungen, also beispielsweise die Ausgestaltung von Subventionen und Abgaben. Die Politik kann nur gewisse Rahmenbedingungen schaffen, der Ausbau muss von den Stromunternehmen selbst gemacht werden, welche letztendlich auch das Risiko tragen. Wir haben also gesehen, dass bei der Wasserkraft in der Schweiz ein Ausbaupotenial besteht, dass die Einflüsse der Klimaänderung nicht für jedes Kraftwerk gleich sind, und dass neben der Klimaänderung für die Zukunft auch politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen eine Rolle spielen. [LEERES_AUDIO] [LEERES_AUDIO]