[LEERES_AUDIO] Mein Name ist Christian Stamm. Ich arbeite an der Eawag in der Abteilung Umweltchemie und beschäftige mich seit vielen Jahren mit der stofflichen Belastung unserer Gewässer, mit den ökologischen Auswirkungen und Maßnahmen im stofflichen Gewässerschutz. Diese Aspekte werden auch Thema dieses kurzen Videos sein. Die Stoffe, die wir in unseren Gewässern finden, können einerseits durch natürliche Vorgänge, wie beispielsweise die Verwitterung von Gesteinen in den Wasserkreislauf gelangen. Auf der anderen Seite sind es zahlreiche menschliche Aktivitäten, die ihre stofflichen Spuren in unseren Gewässern hinterlassen. Wir sehen das beispielsweise hier auf diesem Schema, mit der Siedlung als wichtige Stoffquelle für die Gewässer. Wir haben die Landwirtschaft, die flächenmäßig ein dominierender Faktor in der schweizer Landschaft darstellt. Wir dürfen aber auch Industrie und Gewerbe nicht vergessen. Und schlussendlich sind auch die Verkehrswege mögliche Stoffquellen. Einerseits können die Stoffe, die aus diesen Nutzungen in die Gewässer gelangen, in gelöster Form vorliegen, wie beispielsweise Nährstoffe, viele Medikamente, oder auch Pflanzenschutzmittel oder Pestizide. Auf der anderen Seite gibt es auch Feinstpartikel, wie beispielsweise Mikroplastik oder Bodenmaterial, was von landwirtschaftlichen Äckern durch die Erosion abgetragen wird. Die ökologischen Folgen dieser Stoffeinträge können vielfältige Formen annehmen. Massive Fischsterben, beispielsweise, können sich aus der Überdüngung von Gewässern ergeben. Insbesondere durch Phosphor in Seen. Oder durch Stickstoff und Phosphoreinträge in küstennahen Gewässern, wo es zu Algenblüten kommen kann, wie es auf diesem Satellitenbild als Schlieren zu erkennen ist. Aber nicht alle diese ökologischen Folgen sind gleich erkennbar fürs Auge. Beispielsweise führen Pestizideinträge in Fließgewässern zu einem Verlust an empfindlichen Arten, was weniger gut vom Auge erkennbar ist. Aber dennoch, wenn man sich Ergebnisse von Studien anschaut, wie hier auf dieser Folie dargestellt, dann sieht man, dass mit zunehmender Giftigkeit, also von links nach rechts zunehmend, der Anteil an empfindlichen Arten in diesen Lebensgemeinschaften abnimmt. Wie gelangen nun diese für diese ökologischen Folgen relevanten Stoffe in die Gewässer hinein? Da ist es wichtig, zwischen den unterschiedlichen Gewässertypen zu unterscheiden. Für das Grundwasser ist insbesondere die Versickung durch den Boden, beispielsweise nach einer Düngung auf einem Acker oder einer Wiese relevant. Aber es ist auch zu beachten, dass das Infiltrieren von Flusswasser eine wichtige Quelle darstellen kann für die Grundwasserbelastung. Die Oberflächengewässer selber werden einerseits durch Punktquellen belastet, wie beispielsweise die Ausläufe der Kläranlagen. Es gibt aber auch Regenentlastungen, wo teilweise ungeklärtes Abwasser in die Gewässer gelangen kann, wenn während Starkniederschlagsereignissen die Kapazität der Kläranlagen erschöpft ist. Daneben gibt es zahlreiche diffuse Eintragspfade, wie beispielsweise Abschwemmung auf landwirtschaftlichen Flächen. Auch Erosion führt dazu. Oder das Vorkommen von Drainagen, wie sie in zahlreichen landwirtschaftlichen Böden in der Schweiz weit verbreitet sind. Zu welchem Zustand führen nun diese Stoffeinträge in unseren Gewässern? Auch hier ist es wichtig, zwischen den unterschiedlichen Gewässertypen zu unterscheiden. Bei den Grundwässern stellen wir fest, dass die Landwirtschaft eine klare Signatur hinterlässt, wie das beispielsweise beim Nitrat erkennbar ist. Auf dieser Karte sieht man mit den roten und gelben Punkten erhöhte Belastungen, insbesondere im schweizerischen Mittelland. Ein ähnliches Muster ergibt sich auch für die Pflanzenschutzmittel, wo auch der Siedlungsbereich eine Quelle darstellt. Für die Seen ist insbesondere der Phosphor der Stoff, der für die Wasserqualität relevant ist. In den schweizer Seen waren es insbesondere hohe Konzentrationen in den 1970er, 1980er Jahren, die dann auch dazu geführt haben, dass Maßnahmen eingeleitet wurden im Siedlungs- und Landwirtschaftsbereich, die zu einer deutlichen Senkung der Konzentration geführt haben. Dennoch gibt es einzelne Seen, wo das immernoch ein Thema ist. Die Fließgewässer kann man sehr gut anhand ihrer Lebensgemeinschaften charakterisieren. Bei den Wirbellosen zeigt eine aktuelle nationale Studie, dass bei rund 60 Prozent der Stellen ein sehr guter bis guter Zustand festgestellt wurde. Bei 40 Prozent der Stellen ist noch Verbesserungspotenzial vorhanden. Weniger gut sieht es bei den Fischen aus. Da sind nur knapp 30 Prozent der Stellen in einem sehr guten oder gutem Zustand. Insgesamt zeigt sich damit, dass Maßnahmen, wie sie schon eingeleitet wurden, seit langer Zeit im stofflichen Gewässerschutz, die Gewässerqualität verbessert wurde, dass es nach wie vor aber Handlungsbedarf gibt. Insbesondere durch den Ausbau der Kläranlagen, so dass beispielsweise Schadstoffe wie Medikamente vermindert in die Gewässer eingetragen werden. Im Landwirtschaftsbereich soll ein Aktionsplan zur Verminderung der Pestizideinträge führen. Es gibt aber auch zahlreiche Maßnahmen, wo jede einzelne, jeder einzelne von uns im kleinen privaten Bereich dafür sorgen kann, dass Gewässer nicht belastet werden. Beispielsweise, indem man darauf verzichtet, Zigarettenstummel auf die Straße zu werfen, wo sie über die Regenkanalisation mit dem nächsten Regenguss ins Gewässer gelangen können. Ich hoffe, dieses kurze Video hat einen kleinen Einblick vermittelt, weshalb wir unserer Wasserqualität Sorge tragen sollten, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen und welche Maßnahmen dazu auch ergriffen werden können. [LEERES_AUDIO] [LEERES_AUDIO]