In diesem Video werden wir uns damit beschäftigen, wie der Niederschlag in Raum und Zeit variiert. Hier sehen wir zunächst die Verteilung des mittleren jährlichen Niederschlages über die Schweiz. Deutlich erkennbar ist die Zunahme des Niederschlages mit der Höhe. Diese Zunahme ist jedoch lokal unterschiedlich und wird durch die jeweilige Topographie beeinflusst. Besonders regenarm ist das Rhonetal in Wallis, das im Regenschatten liegt. Das heißt, die Luftmassen haben sich in den Bergen abgeregnet, bevor sie das Rhonetal erreichen. Die Situation ist ähnlich im Engadin, wo es auch weniger regnet als in anderen Gebieten der Schweiz. Wie oft regnet es eigentlich in der Schweiz? Je nachdem, wo man sich befindet, regnet es an 80 bis 170 Tagen im Jahr. Also im Schnitt, jeden zweiten bis vierten Tag. In den Alpen meistens häufiger, in Wallis, Tessin und Graubünden eher seltener. Verglichen mit anderen Klimazonen ist der Niederschlag in der Schweiz relativ gleichmäßig über das Jahr verteilt. Der Sommer ist jedoch meist niederschlagsreicher. Wir sehen das hier an der Niederschlagstafel aus Zürich als Beispiel. Übrigens regnet es im Sommer an etwa gleich vielen Tagen wie im Winter. Das heißt, wenn es im Sommer regnet, dann regnet es meistens mehr. Nun kann man sich natürlich auch fragen, wann es am Tag am meisten regnet. Dies habe ich auf dieser Graphik dargestellt, wieder mit Daten aus Zürich. Die Blautöne geben für jeden Monat den durchschnittlichen Niederschlag an. Von links nach rechts ist der Tagesverlauf dargestellt und von oben nach unten die unterschiedlichen Monate. Je dunkler das Blau, desto größer der Niederschlag. Wenn wir nun zunächst die Wintermonate anschauen, so sind hier die tageszeitlichen Unterschiede relativ gering. In den Sommermonaten sind die Blautöne allgemeinen dunkler, es regnet im Sommer ja mehr. Man kann hier aber auch einen klaren Tagesverlauf erkennen. Es regnet deutlich mehr am späten Nachmittag und Abend. Die Erklärung ist die konvektive Niederschlagsbildung, die vor allem dann auftritt, wenn wir eine starke Erwärmung stattgefunden hat. Es ist also kein Zufall, wenn der Grillierabend im Regen endet. Hier sehen wir die verschiedenen Niederschlagsrekorde für die Schweiz. Bei den Niederschlagsmengen hängt es stark davon ab, wie lange die berücksichtigte Zeitspanne ist. Je länger, desto größer ist natürlich auch die maximal beobachtete Niederschlagsmenge. Wenn wir die Niederschlagsmengen jedoch in Intensitäten umrechnen, ergibt sich ein anderes Bild. Die Intensität, also die Menge pro Zeit nimmt mit zunehmender Zeitdauer ab. Die höchsten Intensitäten sind nur für kurze Zeit möglich. Wenn es länger regnet, dann regnet es meistens weniger stark. Und wenn wir Perioden, wie Wochen, Monate oder gar Jahre betrachten, mischen sich natürlich Zeiten mit Regen mit Zeiten ohne Regen. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch, wenn wir die maximalen Niederschläge an einer Station betrachten, hier wieder am Beispiel Zürich. Auf dieser Abbildung habe ich zunächst wieder die maximalen Mengen aufgetragen, die über verschiedene Zeitperioden gemessen wurden. Wenn wir diese Mengen wieder in Intensität umrechnen- also, Mengen pro Zeit betrachten- so sehen wir, dass es während einer Stunde zwar fast 100 Millimeter regnen kann, die maximale Intensität aber auf etwa einen Millimeter pro Stunde sinkt, wenn wir eine ganze Woche betrachten. Die Intensität nimmt also mit zunehmender Dauer eines Ereignisses ab. Die Intensität nimmt auch ab, wenn wir den Niederschlag über eine größere Fläche betrachten. Ich möchte dies an einem Beispiel aus dem Thurgebiet illustrieren. Im Juli 2006 hatten wir hier ein großes Niederschlagsereignis. Und an einer Station wurde ein Niederschlag von fast 40 Millimetern pro Stunde gemessen. Wenn wir diesen Niederschlag über ein kleines Teileinzugsgebiet im Zentrum des Niederschlagsereignisses berechnen, so sinkt die mittlere Intensität auf 25 Millimeter pro Stunde. Mit zunehmender Einzugsgebietsgröße sinkt die Niederschlagsintensität weiter. Und für das gesamt Einzugsgebiet der Thur ergab sich ein Niederschlag von zehn Millimetern pro Stunde. Da die höchsten Intensitäten immer nur bei kleineren Gebieten auftreten, nimmt die mittlere Intensität schnell ab, wenn wir den gesamten Niederschlag über eine größere Fläche verteilen. Der Niederschlag wird an vielen Stationen in der Schweiz gemessen. An jeder Station werden unterschiedliche maximale Mengen notiert. Es ergibt sich jedoch ein klares räumliches Muster. Für Tagesniederschläge haben wir die höchsten Werte in Tessin. Nördlich der Alpen haben wir maximale Werte von 50 bis 100 Millimetern pro Tag. Typische Werte für den maximalen Niederschlag während fünf Tagen variieren von 100 Millimetern in der Nordschweiz zu über 200 Millimetern in Tessin. In Tessin werden auch die größten stündlichen Niederschlagsmengen notiert. Diese zumeist konvektiven Niederschlagsereignisse sind in den Zentralalpen wegen geringerer Erwärmung meistens weniger intensiv. Eines der größten Niederschlagsereignisse in den letzten Jahren war der Niederschlag im August 2005. In der Zentralschweiz fiel innerhalb von wenigen Tagen über 300 Millimeter Niederschlag. Die Folgen konnte man deutlich am Sarnersee sehen. Während der Wasserstand des Sarnersees normalerweise weniger als einen Meter variiert, stieg im August 2005 über zwei Meter an. Mit großen Überschwemmungen in Sarnen zur Folge. Bei solchen Ereignissen stellt sich häufig die Frage, ob sich dieser Niederschlag aufgrund des Klimawandels geändert hat. Im Gegensatz zur Temperatur, bei denen der Anstieg deutlich in den Messdaten zu sehen ist, sind Veränderungen im Niederschlag schwerer feststellbar. Hier sehen wir den mittleren Niederschlag an drei Stationen mit sehr langen Messreihen. Basel, Bern und Zürich. Alle drei Messreihen beginnen 1864 und auf dieser Graphik habe ich den Mittel dieser drei Stationen dargestellt. Man sieht eine große Variation von Jahr zu Jahr, aber keinen deutlichen Trend. Wenn wir die Jahre mit unterdurchschnittlichem Niederschlag hervorheben, kann man eine gewisse Häufung solcher Jahre zu Beginn des 20. Jahrhunderts und einer Abnahme seitdem erkennen. Wir können auch einen gleitenden Mittelwert über mehrere Jahre berechnen. Damit kann man einen leichten Anstieg der Niederschlagsmengen seit 1900 feststellen. Verglichen mit der natürlichen Variation von Jahr zu Jahr, ist dieser Anstieg aber sehr gering. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Häufigkeit von starken Niederschlagstagen. Hier habe ich die Anzahl der Tage mit mehr als 20 Millimetern Niederschlag in Zürich über die letzten 150 Jahre berechnet. Wie bei den Jahressummen, sieht man auch hier eine große Variation von Jahr zu Jahr und einen eher geringeren Trend hinzu häufigeren Starkniederschlagstagen. Es ist schwierig, genaue Prognosen über die Niederschlagsveränderungen aufgrund des Klimawandels zu geben. Die Klimamodelle sind sich in diesem Aspekt noch relativ unsicher. Was aber erwartet wird, ist generell eine Abnahme der Niederschläge im Sommer, eine Zunahme der Niederschläge im Winter und eine Zunahme der extremen Ereignisse.